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Samstag, 8. Oktober 2016

TEEREN & FEDERN


2013 hatten die roten Männla bereits ein anderes "new home"


An die verehrten Kunstfreunde, die edlen Spender und Sponsoren von „MEETING“.

Normalerweise könnte es mir absolut Stulle sein, wenn ein paar „Kulturfreunde“ ein modernes Kunstwerk kaufen und in meiner Heimatstadt aufstellen. Allerdings werden im vorliegenden Fall ein paar Grenzen überschritten - und dazu habe ich dann doch ein paar Takte zu sagen.

Der chinesische Bildhauer Wang Shugang hat „MEETING“ extra für den G-8 Gipfel (deshalb acht Figuren) in Heiligendamm im Jahr 2007 konzipiert.

Allerdings konnte sich damals kein Käufer für das Kunstwerk begeistern und so wurde gestern in Bamberg letztendlich nichts anderes als ein kultureller Ladenhüter feierlich der Öffentlichkeit übergeben.

Dazu kommt, dass „MEETING“ selbst in Bamberg nicht den geforderten Preis von 240.000 Euros erzielen konnte - da musste der Besitzer Alexander Ochs schon mal 82161,50 Euro Rabatt gewähren. 

Ähnlich erfolglos waren bereits die vorausgegangenen Akquisitionsversuche in Vancouver (2011) in Melbourne (2013) und in Perth, so dass Meeting auf dem internationalen Kunstmarkt längst als „verbrannt“ gegolten hat.

Das in Bamberg als „Meisterwerk der modernen Kunst im öffentlichen Raum“ angepriesene Oeuvre ist bei näherer Betrachtung leider nicht der versprochene große Wurf. Sonst wäre es wohl auch in London, New York und Paris ausgestellt worden. Wang Shugang ist demnach auch keiner der „heissen Kunstimporte aus China“ sondern eher ein Bildhauer aus der zweiten Reihe.

Auch das kann mir ziemlich egal sein - aber es gibt eine Komponente, die es - wie immer - in keinen der aktuellen Zeitungsartikel und Kommentare geschafft hat: ich protestiere dagegen, dass „MEETING“ ausgerechnet auf dem Rasen des Schönleinplatzes installiert wurde.

In unmittelbarer Nähe wurden dort der größte Teil der über 1000 Menschen verbrannt, die man ungerechterweise als Hexen und Zauberer angeklagt und verurteilt hatte. Zusätzlich wurden viele der meist weiblichen Opfer an diesem Platz grausam gequält und verstümmelt. Ihnen wurden die Brüste mit glühenden Zangen zerrissen (bis zu 15 mal bei einem Opfer), Hände abgehackt und die allerwenigsten wurden gnadenhalber vor der abscheulichen Verbrennung öffentlich geköpft. 

Bis zum Jahr 2008 (Tag des offenen Denkmals) waren diese Tatsachen absolut unbekannt, denn die Täter, sprich die katholische Kirche, hatte es über Jahrhunderte geschafft, die grausamste Epoche dieser Stadt perfekt zu vertuschen. 

Spätestens seit den offiziellen „Hexenwochen“ im Jahr 2012 erfuhr man dann öffentlich in Bamberg welche Form von Justizmorden sich hier ereignet hatten - zumindest wenn man kein kulturbehinderter Geschichtsanalphabet ist. 

Das ist der Grund weshalb ich vehement gegen die Aufstellung von „MEETING“ an diesem historischen Platz protestiere. Meinetwegen kann man die Installation an einer anderen Stelle (vor dem Erzbischöflichen Palais, vor der Brose-Zentrale oder sonst wo) aufstellen … aber eines Tages werden diese bedeutungslosen Sitzchinesen vom Brandplatz der katholischen Inquisition wieder entfernt werden - da halte ich jede Wette.


Wang Shugang - abstracted


Bis dahin hätte ich zwei Fragen an den Künstler: 

Lieber Wang Shugang. 

Hat man Sie eigentlich darüber informiert, das sich im 17ten Jahrhundert ein europaweit einmaliges Massaker an Frauen, Männern und kleinen Kindern abgespielt hat - genau an dem Platz, an dem jetzt Ihre Statuen stehen.

Was sagen Sie zu der Tatsache, oder interessiert es Sie gar nicht, in welchem Umfeld Ihre Kunst wirken soll? 

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Seit dem Jahr 2005 habe ich den eingeschlagenen Kurs der Aufklärung niemals verlassen - viel Zeit und Geld in diese Kampagne investiert und gelte selbst bei meinen Feinden als ausgesprochen hartnäckiger Kämpfer. 

Es existieren im Aktenbestand der lokalen Archive knappe 900 Namen von Opfern - abgeglichen mit dem aktuellen Telefonbuch von Bamberg, könnten bis zu 1200 Bamberger Familien einen potentiellen Vorfahren haben, der im 17ten Jahrhundert von der katholischen Kirche gefoltert und verbrannt wurde. Genau auf dem Schönleinsplatz, auf dem jetzt die acht chinesischen Skulpturen hocken. 

Es mir vollkommen scheissegal, ob ich mich mit diesem Post eventuell strafbar mache, aber ich verspreche Euch eines: WÜRDE DER NAME MEINER FAMILIE AUF DER FOLGENDEN OPFERLISTE STEHEN, DANN WÜRDE ICH EINEN ODER ALLE DER ROTEN RASEN-MÄNNLA EIGENHÄNDIG TEEREN UND FEDERN - und zwar so oft, bis man die Message begreift und die Dinger an einem anderen Ort aufbaut. 



Bis dahin empfinde ich die aktuelle Installation als einen Affront gegen den gesunden Menschenverstand und werde auch weiterhin öffentlich dagegen opponieren. 

Es ist schon traurig genug, dass überhaupt ein „gebildeter Mensch“ auf die Idee gekommen ist, dieses Kunstwerk dort aufzustellen …

Noch ist Bamberg stolze UNESCO-Welterbestadt … aber es ziehen bereits dunkle Wolken auf am Kulturhorizont ...  Vor drei Wochen wurde im geschützten Welterbe ein Vorfall aus dem Jahr 2006 angezeigt, der sich mit der illegalen Vernichtung historischer Bausubstanz aus dem 13ten Jahrhundert befasst. Das könnte böse ausgehen für die verklärten Freunde des kulturellen Welterbes. Dresden lässt grüssen.

Wer mehr über diese und andere unbequeme Wahrheiten über die „Traumstadt der Deutschen“ erfahren möchte, dem empfehle ich mein neues Buch: HEXENPUNK - Wie aus der Traumstadt der Deutschen der Schrein des Grauens wurde. 

Seit dem 3.Oktober bei AMAZON.com erhältlich als E-Book und Paperback. 




Mittwoch, 9. März 2016

SPOTLIGHT - Boston und / oder Bamberg - Die Blaupause


Wird der beste Film des Jahres auch in Deutschland zum Ende der Vertuschung führen? 

Ob es nun wirklich an dem preisgekrönten Film von Thomas McCarthy liegt, kann man nicht zuverlässig sagen, aber da dieser Film schon am 6. November 2015 in die US-Kinos kam, liegt der Verdacht auf der Hand.

Wie in der filmischen Vorlage ereigneten sich auch in Deutschland hunderte von Fällen, in denen sich pädophile Geistliche (meistens Angehörige der katholischen Religion) jugendliche Opfer in den Reihen von Internaten, Schulen und dergleichen suchten und missbrauchten.

Wie in „SPOTLIGHT“ liegen diese Fälle von Kindesmißbrauch meistens Jahre bzw. Jahrzehnte zurück und viele der Täter sind bereits verstorben oder in Pension. Deshalb ist eine juristische Strafverfolgung in den meisten der Fällen nicht mehr möglich.

Aber jetzt geht es um die Opfer - meistens männlich - die großteils noch am Leben sind und die mit Erinnerungen leben müssen, die sie teilweise schon seit langer Zeit verdrängt hatten.

Und es geht vor allem um die Frage, in welchem Ausmaß und warum die kirchlichen Behörden niemals zu einer bedingungslosen und vollständigen Aufklärung der Verbrechen bereit waren. Es wurde prinzipiell immer nur das zugegeben, was man auf Grund der Aktenlage, bzw. Beweise nicht mehr abstreiten konnte.

Auch die Presse hat versagt, denn oftmals wurden die Aussagen von Opfern in Frage gestellt, anstelle die Täter zu verhören. Generell wurde offensichtlich immer zuerst den Tätern geglaubt und die Opfer wurden durch diese Haltung ein weiteres Mal verhöhnt und verletzt. Selbst offizielle Anzeigen der Opfer wurden oftmals negiert - im Film SPOTLIGHT, wie im reellen Leben. 

Doch jetzt kommt Bewegung in die Angelegenheit.

Ein großer deutscher öffentlich-rechtlicher Fernsehsender hat eine nationale Investigativ-Sondereinheit gegründet, die sich landesweit mit den Vorwürfen beschäftigen wird, die man bis dato nicht oder unzureichend untersucht hat. 

Erstmals werden Journalisten, die keinerlei örtlichen Bezug zum lokalen Klerus haben, recherchieren. Das minimiert die Gefahr, dass diese Journalisten einen Erzbischof interviewen, den sie im Tagesgeschäft wegen anderen Angelegenheiten befragen müssen.

Das ist mMn neu in Deutschland … da hat sich das wahre Leben erstaunlicherweise an Hollywood orientiert …

Ausschlaggebend für diesen Schritt war anscheinend die kürzliche Aufdeckung von mindestens 231 Fällen, die sich in den Reihen der Regensburger Domspatzen ereigneten ( aktuell sind es schon mehr als 700 Anzeigen ) … und das sechs Jahre nachdem die katholische Kirche angeblich TABULA RASA in den eigenen Reihen gemacht hatte und alle Fälle angeblich aufgeklärt wurden.

Umso erfreulicher ist es, dass das schwierige Thema nun erneut aufgenommen wird.

Kommen wir jetzt nach Bamberg: Die lokale „juristische Sachlage“ sind lediglich die sechs Fälle, die dem ehemaligen Domkapitular und Leiter des Ottonianums Otto Münkemer im Jahr 2010 angelastet wurden. Dieser lebt mittlerweile in Pension und damit war der Tatbestand Missbrauch von Kindern in der Domstadt mit den sieben Hügeln nach Außen erledigt.

Weiterhin vertuscht wurden und werden immer noch die Fälle - wir behaupten, dass es sich im hunderte von Taten handelt - die sich während der Amtszeit von Präses Dr. Dr. Theodor Kehrbach und Direktor Seifried im Aufsessianum ereignet hatten.

Allein bei der Ferienfreizeit im Jahr 1970 wurden alle teilnehmenden Kinder (etwa 30 bis 40) einer „manuellen Geschlechtskontrolle“ vom Präses Dr. Dr. Kehrbach unterzogen. Auch die Sportveranstaltungen im Aufsessianum liefen immer nach dem gleichen Schema ab: alle Kinder wurden nach dem Sport zum Duschen - natürlich nackt - geschickt und der Präses duschte ebenfalls mit seinen „kleinen Wackern“ oder auch „den Nacktfröschen“, wie er sie gerne nannte - ganz natürlich duschte er ebenfalls nackt.

In einer Stadt, in der es nur ein einziges Leitmedium gibt, an dem die katholische Kirche, wie in Bamberg auch noch Anteilseigner ist, arbeiten nur Journalisten, die man als handverlesen oder als handzahm bezeichnen darf. Von ihnen ist erst dann Hilfe zu erwarten, wenn bereits eine landesweite DPA-Meldung zum Thema aus dem Ticker gelaufen ist. 

Es war innerhalb unserer Schule, bzw. in Bamberger Insiderkreisen immer ein offenes Geheimnis, dass es in jedem dieser Internate Geistliche gab, die sexuelle Handlungen untereinander und/oder mit einigen Schülern vollzogen … und das über Jahre hinweg. Das waren mit Sicherheit keine Einzelfälle - sondern systematische Mißbrauchshandlungen, die innerhalb der Internatsleitung unmöglich unbekannt sein konnten

Allein im Fall der Ferienfreizeit Oberitalien im Jahr 1970 waren ALLE TEILNEHMER zur Privatinspektion ihrer Geschlechtsteile allein mit dem Präses in einem Zimmer … deshalb gibt es ja allein aus dieser Aussage „einen ganzen Schulbus voller Opfer“. Diese Ferienfreizeiten wurden darüber hinaus jedes Jahr veranstaltet  … 

Ich war wegen meiner evangelischen Religionszugehörigkeit wahrscheinlich der einzige „Nicht-Katholik“ der jemals an so einer Ferienfreizeit teilgenommen hat …  

Wir hoffen, dass sich nun auch die Opfer melden, die bis dato niemals den Mut hatten, sich der Öffentlichkeit anzuvertrauen. Es geht in erster Linie um männliche Opfer - Alter zwischen 40 und 65 Jahre - bitte sehen Sie sich SPOTLIGHT im Kino an - und entscheiden Sie danach, ob Sie sich melden.

Was nun in den kommenden Monaten ans Tageslicht kommen wird .. man darf gespannt sein.